Am 21. April feiert Rom seine Geburt. Der römische Historiker Marcus Terentius Varro datierte die Gründung der ewigen Stadt durch Romulus auf 753 vor Christus. Um die beiden Zwillinge Romulus und Remus ranken sich ebenso viele Legenden wie um die berühmten Gladiatoren.

Text/Fotos: Alexandra Barone

Nach über 2770 Jahren gibt es immer noch eine Gladiatorenschule 

An der Via Appia Antica, unweit der geschichtsträchtigen Kirche Quo Vadis, gibt es einen Ort, in dem die Geschichte stehen geblieben ist. Mehr als 2770 Jahre nach der Geburt der ewigen Stadt hat der Römische Geschichtsclub (Gruppo Storico Romano) ein Schrebergärtchen in ein altrömisches Lager umfunktioniert. Sobald man die Tore der Via Appia Antica 18 durchschreitet, lässt man sein Ich aus dem 21.Jahrhundert fallen. Sergio heißt hier Nero, Carmelo lässt sich Spiculus nennen und sogar Neros bekannten Koch Apicio kann man hier treffen.

Die Idee von der Schweizer Garde kopiert

Die Idee des Vereins kam Nero, alias Sergio Iacomoni, als er vor rund 25 Jahren am Petersdom stand. „Ich habe damals beobachtet, dass die Leute weniger am Vatikan als vielmehr an der Schweizer Garde und deren Uniformen interessiert sind“, erzählt er. Als echter Römer hat ihn die Geschichte seiner Vorfahren schon immer fasziniert und 1994 entstand die Geschichtsgruppe um ihn. Neben den Nachforschungen über die alten Römer kam auch die Praxis nicht zu kurz. „Wir schneiderten uns die einfachen Leder-Uniformen der Legionäre nach und gingen damit zum Kolosseum“, so Sergio. Dort wollten die Freunde ausprobieren, wie denn das Publikum auf die Uniformen reagieren. Bald schon kamen die ersten Nachfragen von kleineren Städtchen um Rom, die die Gruppe baten, in ihren Legionärs-, Pretorianer- und Vestalinen-Kostümen auf Festen aufzutreten. „Für uns ist und bliebt es ein Hobby“, erklärt Neros Kumpel Caius alias Nino Chirico. „Manchmal treten wir auch für ein Abendessen auf!“

Die Gladiatoren werden nur bei Spartakus und Ben Hur getötet!“

Die Gründung der Gladiatorenschule folgte bald. „Bei uns lernt man nicht nur, sich seine eigene Rüstung und Waffen selbst zu bauen, sondern auch wie man damit umgeht“, so Carmelo Catanzaro, besser bekannt unter Spiculus, dem berüchtigten Gladiator. Für den Römer ist sein Name Programm. Er ist zwar einer der Jüngsten, hat aber die meiste Kampferfahrung und darf daher auch den Titel des Lehrers (Magister) tragen. Jeden Mittwoch- und Freitagabend treffen sich die Gladiatoren. Nach einer Stunde Gymnastik zum Aufwärmen werden die Rüstungen eines Retzarius oder Segutor angelegt. Während der eine nur einen Dreizack, einen Helm, ein Netz und einen Schutz am Arm trägt, ist letzterer von Kopf bis Fuß durch eine Rüstung geschützt und kämpft mit zwei Waffen. „Die Rollen waren damals streng verteilt“, erklärt Spiculus. „Falls ein Mann mehr Waffen hatte, wurde er durch eine schwere Rüstung behindert. Ein Mann mit einer Waffe war dafür viel wendiger.“ Eine gerechte und faire Sache, nicht immer ohne Blutvergießen, doch in den meisten Fällen ohne Tote. „Die Gladiatoren werden nur in den Filmen getötet“, klärt Spiculus auf. „Im wahren Leben waren sie dem Trainer viel zu wertvoll, als dass sie sinnlos geopfert wurden.“

Jährliche Parade am 21. April

Oft waren die Gladiatoren nicht nur stark, sondern auch gebildet, und vor allem reich. Den Reichtum zeigten die Gladiatoren durch ihre prunkvolle Rüstung, mit der sie im Kolosseum einmarschierten. Den „Sonntagsstaat“ werden Carmelo und Sergio allerdings erst für den 21. April aus der Truhe holen. Anlässlich des Geburtstages der ewigen Stadt wird dann die Gruppe an einer Parade am Forum Romanum teilnehmen, die unter der Schirmherrschaft der Provinz und der Region Latium stand. Dort machen auch ungarische und eine schweizerische Gruppen mit. „Vielleicht klappt ja in Zukunft mal ein Austausch mit einer deutschen Gruppe!“, hofft Sergio Iacomoni. „Dann können wir uns mit ihnen in Latein unterhalten und Freundschafts-Wettkämpfe ausfechten.“ Alle Feierlichkeiten rund um die Geburt Roms finden sie hier.

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