Gründen leicht gemacht? AnRa – Eine Erfolgsgeschichte aus der Modebranche
Die Zahl älterer Gründerinnen und Gründer wird weiter zunehmen, konstatiert das RKW Kompetenzzentrum: Im Jahr 2035 wird knapp die Hälfte der Menschen in Deutschland älter als 50 Jahre sein. Doch einfach ist der “Berufswechsel” nicht…
(Text: Alexandra Barone, Fotos: Alexandra Barone und AnRa Mode GmbH)
“Eigentlich bin ich ja gelernte Kindergartenerzieherin”, erklärt Anett Perner. Die Geschäftsführerin der AnRa Mode GmbH wagte vor über 10 Jahren den Sprung ins kalte Wasser. ”Seit meinem 15. Lebensjahr war mein Hobby das Nähen”, erklärt die gebürtige Mecklenburgerin. “In der damaligen DDR gab es immer nur die gleichen Sachen zu kaufen, so habe ich mir meine eigene Mode genäht und mein besonders Steckenpferd waren die Accessoires.“ Der entscheidende Moment war dann 2006, als sich Anett in einen Modedesigner aus Rothenburg ob der Tauber verliebt hat. „In Rothenburg war ich bei ihm angestellt und habe nebenberuflich immer weiter an meiner eigenen Kollektion gearbeitet und diese dort in seinem eigenen Laden den Touristen präsentiert!“
AnRa: Ein neues Label mit einem gelungenen Wortspiel
Nach der Trennung beschloss sie, 2007 ihr eigenes Label zu gründen: die AnRa-Mode GmbH war geboren. „AN kommt von Anett, RA kommt von meinem damaligen Namen Rafoth. Und da ich im Landkreis Ansbach lebe, heißen meine Autonummern An-Ra….. wie das Leben so spielt“, lacht Anett Perner. AnRa steht aber auch für Nachhaltigkeit und Natur. “Wir verwenden hochwertige Naturmaterialien und produzieren überwiegend in Deutschland und in Europa”, erklärt Anett Perner. Die AnRa-Kollektion besteht aus zahlreichen Kleidungsstücken und Accessoires, die mit kleinen Details die Frauen weiblich und verspielt anmuten lassen. Ein besonderes Merkmal und Markenzeichen sind im Winter die Filzblüte und im Sommer die handgenähten Seiden und Leinenrosen.
Mit harter Arbeit ans Ziel
Als Jungunternehmerin musste Anett sich anfangs mit vielen Themen sofort beschäftigen: Steuern, Buchhaltung, Finanzierungen, Überbrückungsgelder beim Arbeitsamt beantragen, Gespräche mit der IHK und der Handwerkskammer führen, Beratungen mit dem Steuerberater, Aufbau eines Lieferantennetzes, Mitarbeiterführung, das Schreiben eines Businessplans und natürlich das Marketing für die eigene Marke. Der Einsatz hat sich gelohnt, das Geschäft ist schnell gewachsen – was aber neue Herausforderungen mit sich brachte. “Durch meinen schnellen Wachstum benötigte ich neue Finanzierungen, um die Aufträge auch vom Großhandel abarbeiten zu können”, so Anett. In dieser Zeit plagten sie oft Versagungs-, Existenz- und Zukunftsängste. Aber durch Gespräche mit Fachleuten und guten Beratern und durch ihre positive und offene Art hat sie die Ängste mit der Zeit verloren. „Auch half mir immer meine ehrliche Sichtweise bezüglich Zahlen und bei Problemen. Ich habe versucht, Lösungsstrategien zu finden, und habe diese zeitnah auch meiner Bank mitgeteilt. So habe ich mir – ob bei meiner Bank oder auch bei Zulieferbetrieben – ein großes Vertrauen erarbeitet.”
Viel Kraft durch die eigenen Mitarbeiter
Mittlerweile beschäftigt Anett über 22 Mitarbeiter in drei Geschäften. Gemeinsam haben sie das Unternehmen zum Erfolg geführt: 2011 hat die AnRa Mode GmbH den Gründerpreis der IHK gewonnen, bereits vier Mal wurde die AnRa Mode GmbH für den Großen Preis des Mittelstandes der Oskar Patzelt Stiftung nominiert. Dieses Jahr hat es Anett Perner in die Finalrunde geschafft. Von 5.000 Bewerbern gehört sie unter den 21 Unternehmen, welche die fünf Erfolgskriterien (Gesamtentwicklung des Unternehmens, Schaffung/Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, Modernisierung und Innovation, Engagement in der Region, Service und Kundennähe) erfüllen. Der Gewinner wird im September bekannt gegeben. “Das Schönste jedoch ist, wenn ich gerade mal zurückblicke, dass meine Mitarbeiter immer hinter mir standen, mich motivierten, wenn es mal nicht so gut lief und an unsere Idee glaubten, nämlich: Individuelle, feminine Mode in Rothenburg zu produzieren.”
Existenzgründerkurse bieten viele Organisationen an. In Berlin sind als erste Anlaufstellen für Gründerinnen unter anderem der Verein Akelei und die Gründerinnenzentrale zu nennen. Neben den Grundlagenkursen werden u.a. auch Veranstaltungen zu den Themen Buchführung, Preiskalkulation und Marketing angeboten.